Sonntag, 12. August 2018

Über den Fehler, den Medien immer wieder eine Chance zu geben

Ich habe heute erneut den Fehler gemacht, "den Medien" (damit meine ich im Normalfall Zeitungen, Rundfunksender und ähnliche Informationsquellen) die Chance zu geben, mir zu zeigen, dass sie klar und unvoreingenommen denken und das auch so ausführen können.
Obwohl der Titel des Artikels "Hört auf zu jammern, alte weiße Männer!" von der SZ doch auch schon sehr provokativ gestaltet ist, wollte ich dem Ganzen eine Chance geben und wurde bitter enttäuscht.
Es wurde versucht, zu erklären, warum "umgekehrter Rassismus" nicht existiert. Der erste Fehler daran ist, dass "umgekehrter Rassismus" so oder so nicht existiert, es gibt nur Rassismus. Punkt.
Der nächste Fehler ist die Definition des Wortes "Rassismus". Wo man sich diese hergezogen hat, wird zwar erklärt, aber leider falsch. Ich möchte hierbei nicht anzweifeln, dass Rassismus noch immer zu stark in der Gesellschaft vertreten ist, bei Gott nicht, ebenso wenig möchte ich anzweifeln, dass Rassismus ein Grundbaustein dieser Gesellschaft war. Wie auch? Ich war zu diesen Zeiten noch nicht geboren. Aber dennoch möchte ich betonen, dass Rassismus auch im Einzelfall Rassismus sein kann, wenn er sich gegen Weiße richtet.

Eine Frage hätte ich an dieser Stelle auch an den Autor: Wenn ein Weißer nach Afrika zu einem Ureinwohnerstamm geht und diese Menschen als "Neger" bezeichnet, ist er dann auch kein Rassist? Ich wende hier lediglich das vorgegebene Konzept an.
Die Definition von Rassismus als Grundbaustein der Gesellschaft ist weder 100% richtig, noch 100% falsch, jeweiligen Einzelfällen aber die Möglichkeit des Rassismus abzusprechen, ist blödsinnig.
Wenn eine Gruppe Schwarzer zu einem Weißen hingeht und ihn als "Weißbrot" bezeichnet, dann ist und bleibt das genau so rassistisch, wie eine Gruppe Weißer, die einen Schwarzen als "Neger" bezeichnet. Wenn eine Gruppe Frauen "alte weiße Männer" als "generell frauenfeindlich" bezeichnet, dann bleibt das genau so sexistisch, wie eine Gruppe alter weißer Männer, die Frauen als Geschirrspüler bezeichnet. Denn bei Rassismus geht es vor Allem um Generalisierung. Und das nicht nur übergreifend, wie im Beispiel des Artikels angewandt auf die Gesellschaft, sondern auch in Einzelfällen.
Ja, als weißer Mann kann man froh sein über die Privilegien, die man hatte und teils auch noch immer hat. Aber trotzdem verliert man dabei nicht das Recht, sich über Rassismus und Sexismus zu beklagen.
Ich linke hier (Duden) und hier (humanrights.ch) mal zu zwei Definitionen von Rassismus, die ich als soweit angemessen empfinde.

"Diese Sichtweise mag man von vornherein ablehnen. Man kann aber auch darüber reden und etwas daraus lernen. Das wäre unendlich viel besser, als die Rassismus-Erfahrungen anderer abzustreiten und sich aufzuregen, wenn man wegen seiner uninformierten Kommentare Gegenwind bekommt."
- Auszug aus dem oben verlinkten Artikel
Dies möchte ich hiermit aufgreifen, da sich dieser Satz um 100% gegen den Autor des Artikels drehen lässt. Es ist absolut klar, dass keiner der "alten weißen Männer" in der damaligen Zeit eine "Rassismus-Erfahrung" gesammelt hat, die der von Ausländern gleicht.
Die Gesellschaft steuert aber, besonders in letzter Zeit, darauf zu, alte wie junge weiße Männer in genau diese Rolle zu treiben und sowohl Rassismus, als auch Sexismus ihnen gegenüber zuzulassen.
Wenn man diese Anzeichen sieht, sich dagegen stellt und die Probleme damit aufzeigt, bevor sie popularisiert und von der Gesellschaft als "okay" angenommen werden, ist man nicht betroffen von "weißer Zerbrechlichkeit", sondern möchte nur nicht rassistisch und/oder sexistisch behandelt werden.
Ironischerweise greift der Autor, der sich selbst als "alter weißer Mann" bezeichnet, hier das Stereotyp des rassistischen alten weißen Mannes auf, ohne es zu wollen. Er wird zu diesem Mann, der sich nur der heutigen Zeit anpasst und dementsprechend nicht gegen Ausländer, sondern gegen Weiße wettert.

Rassismus und Sexismus sind noch immer zu stark vertreten und nahezu allgegenwärtig. Diese zwei Probleme bekämpft man aber nicht, indem man das darunter leidende Opfer austauscht. Dadurch ändert sich garnichts.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen